»Hey Andi! Ich weiß, eigentlich ist Sommer und die ganzen Serien starten erst wieder Ende September, aber draußen ist so hell und seit ein paar Jahren komme ich mit diesem 3D ohne Brille sowieso nicht mehr so gut klar. Also, Andi, was guckt man im Sommer so?«
Gut, der Sommer samt seiner mitteljahrigen Serien ist fast vorbei, selbst die ersten Serien haben ihre Finale schon gespielt — aber besser spät als nie, was?
Starten wir ausführlich mit den Neustarts dieser Saison, um dann weiter unten kurz auf die auch schon im letzten Jahr laufenden Serien zurückzukommen. Rechts findet ihr ein Inhaltsverzeichnis. Die Ordnung der Serien ist, wie immer, ungefähr einer Top-Liste1 gleich.
Franklin & Bash
Eine Anwaltsserie über, na?, Franklin und Bash. Die beiden Protagonisten üben ihre Profession eigentlich vom Wohnzimmer ihres Hauses aus — zumindest, wenn darin nicht gerade eine Party steigt. Zum Beginn der Serie werden die beiden querulenten Anwälte aber von einer großen, seriösen und erfolgreichen Anwaltskanzlei eingestellt2. Sie sollen frischen Wind in den verstaubten Schuppen bringen. Und das gelingt ihnen sehr gut.

Getragen wird die TNT-Serie von den beiden Hauptcharakteren, die ihre eigenartigen Fälle mit eigenartigen Mitteln gewinnen. Charmant wird da mit der Jury geflirtet, leichtfüßig der Richter mit seinen eigenen Argumenten geschlagen.
Die Serie ist von völlig anderem Schlag als das ebenfalls tolle »The Good Wife«. Weniger Drama, mehr Comedy.
Aber trotzdem gefällt mir Franklin & Bash sehr gut, eben wegen der Leichtfüßigkeit, der Ist-alles-mal-nicht-total-dramatisch-keit.
Die Serie touchiert manchmal die Grenze zur Albernheit. Für manche zu viel. Für mich nicht. Ich finde das Übers-Ziel-Hinausschießen nett und zu der Art Lawmedy3 passend.
Links: Wikipedia • IMDb • Network

Suits
Puh. Hätte mir jemand vor in paar Monaten berichtet, dass neben dem großartigen The Good Wife und dem nett verquirlten Harry’s Law meine Sommerlieblingsliste nicht von einer, sondern sogar zwei Anwaltsserien angeführt wird, ich hätte ihn vermutlich mit meiner Robe beworfen.
Das USA Network wirbt mit »Characters Welcome« und meint damit die starken Hauptcharaktere4 seiner Serien. Bei Suits ist es nicht anders.
Wie bei Franklin & Bash hat Suits zwei Hauptcharaktere, um die sich die Serie dreht. Hier sind es allerdings keine zwei Komiker, sondern ein junger, intelligenter Hochstapler der von einem zugeknüpften Harvardjuristen als Protegé angelernt wird.
Das Ansehpotenzial ergibt sich neben der Haupdarsteller aus den relativ straight-forward-en, aber intelligent und immer mit Spin gelösten Fällen. Und natürlich dem dunklen Geheimnis, das der Jungjurist mit sich herumträgt5.
Links: Wikipedia • IMDb • Network

Torchwood (S04)
Sollten laut Überschrift hier nicht nur neue Serien stehen? Wohl wahr. Torchwood läuft bereits in der vierten Staffel. Allerdings ist diese Staffel, wie bereits die vorherige, nur lose mit den restlichen Staffeln verbunden. Man braucht kaum Vorwissen, außer: Torchwood ist ein Spin-Off aus dem Doctor-Who-Universum6, richtet sich an etwas älteres Publikum und begleitet den unsterblichen Captain Jack Harkness beim Kampf gegen das Böse. Um Harkness herum gibt’s Torchwood — eine Art Eingreiftruppe für die besonderen Probleme. Nun, eigentlich gibt’s die, denn, wie wir zu Beginn von Staffel vier erfahren, wurde Torchwood in der letzten Staffel wohl zerschlagen.
Und ab da nimmt die Mini-Serie »Torchwood S04« mit dem Titel »Miracle Day« ihren Lauf. An einem ganz normalen Tag passiert das Wunder: Kein Mensch der Welt kann mehr sterben. Was das alles für Probleme mit sich bringt und wie ein großer Konzern darin involviert ist, das versucht Captain Harkness mit ein paar Ermittlern herauszufinden.
Die Serie ist spannend erzählt und überrascht mit einigen Cliffhangern und Wendungen. Außerdem finde ich die Untersuchung dieses Science-Fiction-esken, »Was wäre wenn?«-Szenarios über das Ausbleiben des Sterbens toll. Klar hat Miracle Day auch seine Schwächen (dieser schreckliche Rex und die teilweise Langatmigkeit, bis zum nächsten Geschichtsschlüsselpunkt), aber alles in allem gefällt’s mir hervorragend.
Ich werde mir sicherlich auch die vorherige(n) Staffel(n) anschauen.
Links: Wikipedia • IMDb • Network

Beaver Falls
Britische Serie auf E47, bei der drei verplante, nerdige Typen in die USA als Betreuer eines Elite-Sommercamps für die Jugend der reichen und (meistens) schönen gehen. Ganz Teen-Movie-eske versprechen sie sich Freizeit, Rumhängen und heiße Bräute, während sie auch noch dafür bezahlt werden. Es kommt etwas anders: Ihnen wird die Gruppe der dicken Nerds zur Betreuung zugeteilt. Und samt ihrer eigenen Tollpatschigkeit und Probleme ist irgendwie alles doch nicht mehr so rosig.
Ist letztendlich eine Coming-Of-Age-Serie im weitesten American-Pie-Stil. Aber die Briten, insbesondere E4, können so einen ausgelutschten Grundplot locker wieder interessant machen. Beim vorliegenden Exemplar geschieht das auf vielen Ebenen: Die Hauptdarsteller; die liebenswerten Nerds; die dreckige, britische Sicht des amerikanischen Lebensstils.
Beaver Falls muss man nicht gut finden. Kann man, wie Skins oder andere Serien mit Jugendlichen als Hauptdarsteller, als Jugendserie abtun. Muss man aber nicht. Mir gefällt’s.
Links: Wikipedia • IMDb • Network

Combat Hospital
Ein Krankenhaus auf einer Militärbasis der alliierten Streitkräfte im Afghanistankrieg 2006.
Kein großes Kino, keine vielschichtigen Charaktere, keine ausgetüftelten Geschichten mit plötzlichen Wendungen: Combat Hospital ist eine Krankenhausserie im Krieg mit Soapelementen8. Der Vergleich zu Grey’s Anatomy zwängt sich auf9. Habe ich aber nie gesehen — ich stelle es mir allerdings um einiges soapiger vor als Combat Hospital. Hier gibt’s schließlich keine staffelumspannenden Liebesdreiecksbeziehungen zwischen Schwester Margret, der schwedischen Hausmeisterblondine und Doktor Stefan Frank — das ist doch so bei Grey’s, oder?
Natürlich ist bei Combat Hospital alles furchtbar falsch dargestellt, völlig unrealistisch und irgendwie sowieso10. Aber trotz all dieser Negativpunkte: Die Serie hat ihren Charme. Leichtfüßiges Procedural für den Sommer. Vermutlich muss man mein Mögen allerdings unter Guilty Pleasure abbuchen.
Links: Wikipedia • IMDb • Network

Falling Skies
Lange Zeit erwartet habe ich dieses Steven-Spielberg-produzierte Post-Alien-Invasion-Drama. Ein Walking Dead des Invasions-Genres. Charakterzentrierter. Und Steven Spielberg!
Nun. Vermutlich war die Fallhöhe einfach zu hoch. Prinzipiell enttäuscht hat mich die Serie jedenfalls.
Wir begleiten Kriegsgeschichtsprofessor Tom Mason wie er in einer mittelgroßen Rebelleneinheit sechs Monate nach der Invasion durch die Amphibienaliens das tägliche Überleben und den täglichen Rebellenkampf bestreitet. Klingt von der Idee ganz gut, oder?
Nun, ausgeführt bei Falling Skies sieht das etwas anders aus. Pathostriefende, ewig lange klavieruntermalte Szenen geben sich die Klinke in die Hand. Die meisten Episoden wirken wie budgetsparende Episode einer Standardserie11, nur zwischendurch passiert tatsächlich mal etwas.
Und das ist auch der Grund, warum Falling Skies nicht weiter unten platziert ist. Trotz all des Pathoskäses blickt irgendwo das Potenzial der Geschichte und das Können der involvierten Parteien durch. Ja, in den letzten Episoden kann Falling Skies sogar mit ein paar Wow!-igen Wendungen aufwarten.
Für die zweite Staffel wünsche ich mir weniger Klavier und mehr Krawall. Aliens und Action. Schnellere Story mit weniger lala.
Links: Wikipedia • IMDb • Network

Love Bites
Diese Episodenserie12 handelt von lose verbundenen Freunden, die irgendwie ihre Liebe entdecken. Massig Gastdarsteller, ihres Zeichens Hauptdarsteller einer von drei Episoden pro Folge, umgeben ein relativ enges Gespann wiederkehrender Kerndarsteller.
Die Idee der Liebesfindung in Episodenform ist super. Die Geschichten pendeln zwischen ok-kitschig, kitschig, super-kitschig und iiiih-kitschig. Letztere beiden Kategorien kann man sich nur mit Augenzwinkern anschauen13, aber die meisten Episoden sind tatsächlich ganz nett.
Love Bites wurde allerdings abgesetzt. Wenn es auch alles in allem ganz nett war, ich werde es vermutlich nicht vermissen.
Links: Wikipedia • IMDb • Network

Necessary Roughness
Auch diese Serie ist eine aus der Kategorie »Ganz nett, aber irgendwie…«. Es geht um Dani Santino, Psychologin und frisch getrennte Mutter zweier Kinder. Dani arbeitet von zu Hause aus für das große Footballteam der Stadt und hilft, die mental angeschlagenen Spieler wieder zur Topleistung zu bringen.
Die Idee ist tatsächlich ganz nett, und die ersten Episoden funktioniert das auch ganz gut, aber irgendwann langweilt der immer gleiche Kram doch etwas: Vielverdienende Footballstars mucken, Dani versucht herauszufinden, was los ist, hat ihren erkenntnisreichen House-Moment und alles wird wieder gut.
Noch reicht für mich der Spin jeder Episode, um dann doch noch mal einzuschalten. Aber wenn sich nicht bald etwas verändert, wird die zweite Staffel bei mir nicht mehr ankommen.
Übrigens: Achtet auf das Sportgerät in den Opening Credits. Cooles Easter Egg, oder?
Links: Wikipedia • IMDb • Network

Wilfred
Die wohl WTF-igste Serie der Saison. Und laut meinen Kriterien zur Beurteilungen von Serien eigentlich eine positive Sache – also warum hier unten? Ähnlich wie bei Necessary Roughness nervt mich das Setting nach der Zeit.
Prämisse dieses Remakes einer australischen Serie14: Der depressive und suizidale Ryan (Elija Wood) soll auf den Hund (Wilfred) der hübschen Nachbarin aufpassen. Als er das tut, stellt er fest, dass Wilfred ein Mann im Hundekostüm ist. Allerdings scheint nur er den Hund so zu sehen.
Die Idee? Großartig. Wie Wilfred sich im Kreis dreht, bevor er sich hinsetzt. Wie er dem Laserpointerpunkt hinterherspringt. Toll. Aber dann ist der Grundton der Serie so lahm! Sie fühlt sich an, als würden nicht nur die Hauptcharaktere dauernd kiffen, sondern auch Produktion und Regie.
Das Fall-der-Woche-Schema mit der immer gleichen Struktur ist auch nach ein paar Folgen ausgelutscht. Ryan undoder Wilfred geraten in Schwierigkeiten, Ryan undoder Wilfred bügeln es aus und sind beste Freunde, Wilfred macht etwas böses.
Liebe Autoren: Nehmt für Staffel zwei doch mal ein bisschen Fahrt auf, dann weden wir wieder Freunde.
Links: Wikipedia • IMDb • Network

Alphas
X-Men meets CSI. Menschen mit übernatürlichen Fähigkeiten bilden eine Einsatzgruppe zur Bekämpfung von Verbrechen, die von böseren Menschen mit übernatürlichen Fähigkeiten verübt werden. Klingt nicht sonderlich originell, was?
Ist es auch nicht. Man hätte da vielleicht eine gute Genre-Serie draus machen können, aber Alphas ist leider von der Qualität eines durchschnittlichen SyFy-Films. Soll heißen: Platte Charaktere und langweilige Geschichten15, die schon bald nerven.
Ciao.
Links: Wikipedia • IMDb • Network
Soviel zu den Neustarts. Jetzt, kurz, die bereits etwas länger laufenden Serien.
Burn Notice
Auch in der fünften Staffel wird die Michael-Westen-Show nicht langweilig. Die Showrunner bauen genug Veränderungen ein, dass es neben dem Fall der Woche immer noch interessant bleibt. Gefällt mir immer noch sehr.
White Collar
Fast noch mehr als bei Burn Notice traut man sich bei White Collar große Veränderungen durchzusetzen, bzw. sie ordentlich anzudeuten16. Und auch bei den Fällen der Woche bleibt man kreativ.
Strike Back
Das britische 24. Viel Verschwörung und Action, weniger Patriotismus. Macht Spaß.
The Glades
Bei The Glades kann ich am wenigsten mit dem Finger drauf zeigen und sagen: »DAS gefällt.« Vermutlich ist es Hauptdarsteller Matt Passmore und seine Detektivfigur. Wie dem auch sei: The Glades findet immer noch abgedrehte Fälle in den Everglades und kombiniert sie mit abgedrehter Romantik zwischen den Hauptdarstellern.
True Blood
True Blood ist irgendwie auf dem absteigenden Ast. Die Serie ist toll und hervorragend geschrieben und produziert. Aber vermutlich hat sie sich selbst eine derart hohe Messlatte gesetzt, dass etwas schwächere Staffeln direkt langweilig erscheinen. So zumindest die Aktuelle. Sookie ist fast unanwesend und im Dauerliebesakt mit ihrem neuen Herzensvampir beschäftigt, während vor der Haustür eine Mittelalterhexe um ihre Emmynominierung kämpft. Ist immer noch toll zu sehen, aber früher war alles besser.
Rookie Blue
Die zweite Staffel dieser Polizeisoap ist tatsächlich etwas besser als die erste. Verbrechensbekämpfung mit Persönlichkeit. Gefällt.
Royal Pains
Wunderbar anzusehen, aber doch langsam etwas langweilig, oder? Die Versuche, die Geschichte durch damoklesschwertige Andeutungen potenzieller Zukunftsdramen zu würzen, scheitern am fehlenden Zumpunktkommen. Bitte tu das doch, liebes Royal Pains, dann würdest du mir noch ein bisschen mehr gefallen.
Leverage
Hier fehlt irgendwie die Weiterentwicklung. Der Fall der Woche ist mal schlechter, mal besser, aber das überlagernd gibt es keine wirkliche Geschichte, die die nächste Episode stärker erwarten lässt.
Covert Affairs
Das war mir nach ein paar Folgen zuviel bedeutungsschwerer Tralala. Wird vielleicht noch mal nachgeholt, die Hoffnung habe ich noch nicht aufgegeben.
- Gutes zuerst, schlechtes zuletzt.
- Der Chef von »Infeld & Daniels« wird ganz großartig-bescheuert gespielt von Malcolm McDowell. Auch ein absolutes Highlight.
- Habe ich gerade erfunden. Klingt doof, oder? Egal.
- Und die daraus folgende charakter-zentrierte Story.
- Buchrückenmodus.
- Aufgabe: Findet ein Anagramm zu Doctor Who. Und los.
- Dem Kanal von Skins…
- Achtung, Klammersetzung! Eine (Krankenhausserie im Krieg) mit (Soapelementen). Hier bekriegt kein Krankenhaus Soaps. Das wäre ja auch irgendwie doof.
- Krankenhaus + Soap = Grey’s. Oder?
- Ich meine, die Hauptdarstellerin joggt immer. Mit langen Ärmeln. In der Wüste. Seriously?
- Nach ISO-8541, ihr wisst schon.
- Welche Serie hat keine Episoden? Andi, dieser Vollpfosten, ne?
- Vorteil: Man muss durchschnittlich nur 12 Minuten zwinkern. Yeah.
- Originalautor sowie Autor dieser Version ist übrigens Hunddarsteller Jason Gann
- Zu letzterem hat sich auch Eureka hinentwickelt. Schade eigentlich.
- Spoiler: Dass Caffrey nie mit dem Schatz abhauen würde, ist klar — schließlich wäre sonst die Serie vorbei…